Konrad Wolf – Regisseur

* 20. Oktober 1925 in Hechingen - † 7. März 1982 in Berlin


Konrad Wolf ist der Sohn des Arztes und Schriftstellers Friedrich Wolf und der Bruder von Markus Wolf, dem langjährigen Leiter des Auslandsnachrichtendienstes der DDR. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 emigriert die Familie über Österreich und die Schweiz ins französische Exil und von dort aus 1934 nach Moskau. Konrad Wolf besucht dort die deutsche Karl-Liebknecht-Schule und anschließend die russische Fritjof-Nansen-Schule. Schon in seiner Jugendzeit kommt Konrad Wolf mit dem sowjetischen Film in Berührung. Er geht regelmäßig ins Kino, lernt die sowjetischen Klassiker kennen.
Als zehnjähriger erhält er von Regisseur Gustav von Wangenheim seine erste Filmrolle im sowjetischen Spielfilm »Kämpfer«. Nach dem Überfall der deutschen Truppen auf die Sowjetunion 1941 wird die Familie nach Alma-Ata evakuiert. Knapp ein Jahr später meldet sich Konrad freiwillig zur Roten Armee, arbeitet dort an vorderster Front als Dolmetscher und Frontsprecher. Er ruft die deutschen Soldaten auf, ihre Waffen niederzulegen. Mit der Roten Armee ist er an den Kämpfen um Warschau beteiligt. Im April 1945 ist er für einen Tag der erste sowjetische Stadtkommandant im befreiten Bernau bei Berlin. Konrad Wolf wird 1975 zum Ehrenbürger Bernaus ernannt.


Nach dem Krieg arbeitet er zunächst als Sonderkorrespondent der Berliner Zeitung. Später wird er Kulturreferent der Sowjetischen Militäradministration in Halle/Saale.


1949 nimmt er das Studium für Kinematografie am Staatlichen Allunionsinstitut in Moskau in der Regieklasse von Grigori Alexandrow auf. Zu seinen Lehrern zählen Michail Romm und Sergej A. Gerassimow. Die Abschlussarbeit seines Studiums ist die DEFA-Komödie »Einmal ist keinmal« (1955). Danach beginnt Konrad Wolf als Regisseur bei der DEFA zu arbeiten. Bereits im Februar 1956 feiert sein Film »Genesung« Premiere. Ein Jahr später folgt »Lissy« nach dem gleichnamigen Roman von F.C. Weiskopf. Er wird auf dem X. Internationalen Filmfestival in Karlovy Vary mit dem Hauptpreis ausgezeichnet.
In seinen Filmen »Sterne« (1959) und »Ich war neunzehn« (1968) setzt er sich mit den Erlebnissen des Krieges auseinander. »Sterne« wird auf dem XII. Internationalen Filmfestival in Cannes mit dem Sonderpreis ausgezeichnet. In den Jahren 1960 bis 1963 entstehen wichtige Filme, wie »Professor Mamlock« nach dem gleichnamigen Drama des Vaters Friedrich Wolf und »Der geteilte Himmel« nach dem Roman von Christa Wolf.


1968 hat sein persönlichster Film »Ich war neunzehn« Premiere. In diesem Film erzählt Konrad Wolf, wie er als Soldat der Roten Armee nach Deutschland kam. Das Thema Krieg greift er 1977 im Spielfilm »Mama, ich lebe« noch einmal auf.


Das Thema Künstler und Macht setzt er fantastisch in dem opulenten Werk »Goya« (1971) oder in dem leisen Film »Der nackte Mann auf dem Sportplatz« (1974) um. Sein letzter Spielfilm »Solo Sunny«, den er gemeinsam mit seinem langjährigen Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase inszenierte, ist ein anspruchsvoller kritischer Gegenwartsfilm, der das Leben einer Außenseiterin der DDR-Gesellschaft in Berlin Prenzlauer Berg zeigt. Renate Krössner als Sunny wird bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet.


In seiner letzten dokumentarischen Filmarbeit widmet er sich dem Leben seines väterlichen Freundes Ernst Busch. Sein geplantes Filmprojekt »Die Troika« bleibt unvollendet.


1965 wird Konrad Wolf zum Präsidenten der Akademie der Künste berufen und hat dieses Amt bis zu seinem Tod 1982 inne. Immer wieder versucht er zu vermitteln zwischen Kunst und Macht.


Sein unermüdliches Engagement und die intensive künstlerische Arbeit zehren an seiner Gesundheit. Im Alter von 56 Jahren stirbt Konrad Wolf in Berlin an Lungenkrebs. Seine Urne wird am 12. März 1982 in einem Staatsbegräbnis in der Grabanlage der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin Lichtenberg beigesetzt.


1985 wird die Hochschule für Film und Fernsehen der DDR in Potsdam-Babelsberg nach ihm benannt und trägt bis heute seinen Namen.


Sein umfangreicher Nachlass befindet sich im Archiv der Akademie der Künste Berlin.

1955: Einmal ist keinmal
1956: Lissy
1956: Genesung
1958: Sonnensucher
1959: Sterne
1960: Leute mit Flügeln
1961: Professor Mamlock
1964: Der geteilte Himmel

 

  1966: Der kleine Prinz
1968: Ich war neunzehn
1971: Goya – oder der arge Weg der Erkenntnis
1974: Der nackte Mann auf dem Sportplatz
1976: Mama, ich lebe
1979: Solo Sunny
1981/82: Busch singt
(Teil 3 & 5 des 6-teiligen Dokumentarfilms)