Friedrich Wolf

Als Sohn des jüdischen Kaufmanns Max Wolf und dessen Ehefrau Ida besucht Friedrich Wolf die Israelitische Elementarschule, anschließend das Gymnasium in Neuwied. Von 1907 bis 1912 studiert er Medizin in Heidelberg, Tübingen, Bonn und Berlin sowie Philosophie und Kunstgeschichte in München.
Nach dem medizinischen Staatsexamen in Bonn 1912 und der Promotion 1913 sowie anschließenden Praktika in Meißen, Bonn und Dresden fährt er als Schiffsarzt 1914 auf der Route Kanada – Grönland – USA. Im gleichen Jahr heiratet er seine Studentenliebe Käthe Gumpold (*1888 in Erfurt - 1961 in Inveresk/GB). Mit Kriegsbeginn kommt er als Truppenarzt an der Westfront später an der Ostfront zum Einsatz. Nach Verwundungen und schlimmen Erlebnissen wird er 1916 zum entschiedenen Kriegsgegner. 1917 veröffentlicht er seine ersten Prosatexte.


Friedrich Wolf verweigert 1918 den Kriegsdienst und wird Lazarettarzt in der Heimat, dort gehört er im November 1918 dem revolutionären Arbeiter- und Soldatenrat in Dresden an. Nach dem Krieg ist er zunächst Stadtarzt in Remscheid. 1921 geht er mit seiner Familie, seiner Frau und den Kindern Johanna (*1915) und Lukas (*1919), zum Aufbau einer Kommune am »Barkenhoff« bei Heinrich Vogeler nach Worpswede. Das Siedlungsexperiment scheitert, nicht nur für ihn. Er verlässt Worpswede mit der Kindergärtnerin Else Dreibholz (*1898 - 1973), die er nach der Scheidung seiner ersten Ehe 1922 heiratet und wird Landarzt in Hechingen. Dort werden seine Söhne Markus Wolf (*1923 - 2006) und Konrad Wolf (*1925 - 1982) geboren. Später eröffnet er eine Praxis für Naturheilkunde und Homöopathie in Stuttgart.
Sein Buch »Die Natur als Arzt und Helfer« von 1927 wird sehr populär. In der Weimarer Republik ist er durch Bühnenstücke, Romane und Hörspiele bekannt. Nach der Debatte um den Abtreibungsparagraphen und der Diskussion um die gescheiterte Revolution von 1918 werden seine Stücke, »Cyankali« von 1929 und »Die Matrosen von Cattaro« von 1930, Klassiker im politisch engagierten Theater. Auf Grund seines Einsatzes für die Geburtenregelung und die Abschaffung des § 218 müssen 1931 Dr. Friedrich Wolf und Dr. Else Kienle (*1900 - 1970, deutsche Ärztin und Schriftstellerin, ebenfalls in Stuttgart praktizierend zu der Zeit) ins Gefängnis. Deutschlandweite Proteste gegen diese Inhaftierung und der Hungerstreik von Else Kienle führen zur Freilassung.


Seit 1928 ist Friedrich Wolf Mitglied der KPD und des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller. In Stuttgart gründet er 1932 den »Spieltrupp Südwest«, ein kommunistisches Agitprop-Theater. Mit dem Machtantritt Hitlers emigriert der Schriftsteller, weil er Kommunist und Jude ist, zunächst allein, später mit seiner Familie. Über Österreich und die Schweiz geht er nach Frankreich ins Exil. Hier schreibt er 1933 »Professor Mamlock«, eines der wichtigsten antifaschistischen Dramen, das am 19.1.1934 am Jüdischen Theater Warschau unter dem Titel »Der gelbe Fleck« Premiere hat. Ab 1934, im Moskauer Exil mit seiner Familie, arbeitet er an Filmprojekten (»Professor Mamlock«, »Kämpfer« und »Der Kampf geht weiter«) und Theaterinszenierungen seiner Stücke mit. Vortragsreisen, u.a. zum Ersten Schriftstellerkongress der USA 1935 in New York, geben ihm die Möglichkeit, für seine Vorstellungen von einer progressiven Kunst zu werben.


Um einer drohenden Verhaftung durch Stalins Terrorapparat zu entgehen, verlässt Friedrich Wolf nach zweijähriger Wartezeit 1938 die Sowjetunion, mit der Absicht, sich den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg als Arzt anzuschließen. Deren Niederlage ist aber bei seiner Ankunft in Frankreich schon besiegelt. In Paris wird er 1939 kurz nach Kriegsbeginn als »feindlicher Ausländer« verhaftet und im Lager »Le Vernet« interniert, dort schreibt er unter extremen Bedingungen das Stück »Beaumarchais«. Mit sowjetischer Hilfe kann er 1941 mit falschem Pass ausreisen und nach Moskau zurückkehren. Nach dem Überfall der faschistischen Truppen auf die Sowjetunion geht Friedrich Wolf als Mitbegründer des Nationalkomitees »Freies Deutschland« an die Front, um über Lautsprecher deutsche Soldaten zur Aufgabe bzw. zum Überlaufen aufzufordern.


Nach der Rückkehr in das zerstörte Berlin 1945 engagiert sich Friedrich Wolf als Schriftsteller und Kulturpolitiker für ein neues Deutschland. Am 08.November 1945 wird sein Drama »Professor Mamlock« im Berliner Rundfunk als erstes Hörspiel nach der Kriegszeit gesendet. Friedrich Wolf gehört 1946 zu den Gründern des Künstlerklubs »Die Möwe« in der sowjetischen Besatzungszone sowie der Volksbühnenbewegung.


1948 ist er Mitbegründer des PEN-Clubs in Göttingen. Er realisiert zwei Filmprojekte bei der DEFA, »Bürgermeister Anna« und der »Rat der Götter«. 1949 geht er als erster Botschafter der DDR nach Polen und wird 1951 auf eigenen Wunsch suspendiert. Unermüdlich arbeitet er an dem Stück und Filmstoff über Thomas Müntzer bis zu seinem plötzlichen Tod. Am 5. Oktober 1953 stirbt Friedrich Wolf in seinem Haus in Lehnitz, heute Gedenkstätte und Sitz der Friedrich-Wolf-Gesellschaft e.V. Diese hält das kulturelle und politische Erbe der Friedrich-Wolf-Familie wach.


Der schriftliche Nachlass von Friedrich Wolf befindet sich in der Akademie der Künste in Berlin.